
Es war nur ein kurzes Aufleuchten und schon ist der Reformwille der Grünen in der Schul- und Bildungspolitik dahin. Es war sowieso nur ein einsamer Kämpfer und kein spürbarer gesamtgrüner Reformwille. Und nun sinkt auch der dahin? Das Hemd ist halt näher als der Rock, kann man konstatieren und statt Bildungspolitik macht jetzt auch Harald Walser Standespolitik. Sind jetzt die alten Zeiten wieder da, da grüne Bildungspolitik darin kummulierte, dass man forderte, dass den Lehrern die Feiertage abzugelten seien, weil so viele auf die Sonntage gefallen sind, also zuwenig Schultage für die Lehrer entfallen sind?
Wenn sich Harald Walser bei Claudia Schmied an die unseligen Zeiten von Elisabeth Gehrer zurückerinnert fühlt, dann ist dem gelernten Historiker doch etwas Zeitgeschichte anzuempfehlen. Das kann doch nicht so sein, dass ein paar Monate Parteifunktion so schnell das Erinnerungsvermögen verändern. Nur ein Verlust dieses Erinnerungsvermögens mag die darin ausgesprochene unsägliche Beleidigung der Ministerin entschuldigen. Sonst nichts! Gar nichts!
In diesem Zusammenhang sind es Leerformeln, wenn man formuliert: "In Krisenzeiten Geld bei Schule und Ausbildung zu sparen, ist grob fahrlässig und vernichtet die Chancen unserer Kinder." Das kann man in einem pädagogischen Elfenbeinturm sagen, der sich bisher nie um die Schüler und Bildung im Allgemeinen und um die Finanzierung im Besonderen gekümmert hatte, sondern ausschließlich der Reproduktion der bestehenden Akademikerschicht gekümmert hat, zu der man eben auch gehört. Wäre Schulpolitik mehr als nur Standespolitik, dann würde man von den Skandalen hören, die dieses Schulsystem bisher abgeliefert hat. Fakt dieser Interessensbildungspolitik ist, dass sich die Arbeitszeit der Eltern für die Nachhilfe für ihre Kinder erhöht hat und dies den "engagierten Lehrervertretern" bisher schlicht "wurscht" war. Burning-Out gibt es auch nur bei den Lehrern, bei den Eltern und Kindern nicht?
Mit den märchenhaften grünen Antikonjunkturprogrammen, denen man die langjährigen Defizite in der Bildungspolitik schon bei den Grundrechnungsarten geradezu ansehen kann, lässt sich jedenfalls das Mehr an für die in Krisenzeiten notwendige Geld für Bildung nicht erwirtschaften. Wenn in Zeiten der Kurzarbeit sich die Bildungspolitiker über ein zweistündiges Mehr an "Anwesenheitspflicht" der Lehrer an den Schulen beschweren, dann machen sie Standespolitik. Die ist für gewerkschaftliche Standesvertreter legitim, das bleibt aber Standesvertretung und ist gerade nicht (solidarische) Bildungspolitik. Bildungspolitik müsste sich ja einmal selber ausrechnen können, wieviel mehr Arbeitszeit die Schule durch ihre Defizite von den Eltern abverlangt.
Und da wären noch die Eltern zu hören. Vor deren Klagen flüchten sich diese Lehrervertreter regelmäßig in teure Schi-, Schul- und Sportwochen. Gegen eine Mehrdienst-Leistungszulage? Vielleicht wäre Standespolitik und Bildungspolitik besser in Einklang zu bringen mit einer Zulage an und für "mehr Dienstleistung".
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