Geschlechterdifferenzierung in der Schule umgekehrt?


Die aufbereiteten Daten und Fakten der brandaktuellen bundesdeutschen Studie "Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem" zeigen klar und eindeutig, dass die Bildungsbenachteiligung des "Mädchens vom Lande" durch neue Bildungsverlierer abgelöst wurde: die Jungen.

Es gibt die Verschiedenartigkeit der Talente und Potentiale, die Verschiedenartigkeit von Persönlichkeit und Charakter
und die Verschiedenartigkeit sozialer und kultureller Prägung. Und es gibt konkrete Differenzen zwischen den Geschlechtern, die der Aktionsrat Bildung näher analysiert hat. Vordergründig betrachtet scheint es, dass das Thema mit der allgemein vorherrschenden Meinung der Benachteiligung von Frauen abgeschlossen ist. Aber dieser Blick wäre bezogen auf das Bildungssystem verkürzt und unzureichend. Vielmehr entstehen an Weichen stellenden Punkten auf
dem Bildungsweg unerwartete Differenzen zu Lasten der Jungen.

Das Inhaltsverzeichnis des Vergleiches der deutschen Bundesländer liefert schon die Stichworte zu Problemlagen die auch hier Gültigkeit haben, freilich in ebenso unterschiedlicher Gewichtung. Nichtsdestotrotz sind es Problemlagen, die in der aktuellen österreichischen Diskussion ausgeklammert, nicht behandelt ja verdrängt werden:

Geschlechteraufteilung in pädagogischen Berufen:

Kita: viel zu wenige Männer – Vorbild Bremen, Schlusslicht Thüringen!
Grundschule: Männer in der absoluten Minderheit – ein West-Ost-Gefälle!
Hauptschulpersonal: Frauen- und Männeranteile gleichen sich an – vor allem in Bremen und Bayern!
Gymnasium: Frauen und Männer gleichauf – aber Frauendominanz in den neuen Bundesländern, in Berlin und Hamburg!
Berufsschullehrer: die historische Teilung – im Osten mehr Frauen, im Westen mehr Männer!
Hochschullehrer: eine Domäne der Männer – Schlusslichter die Flächenstaaten, Vorreiter die Hauptstadt!

Anteil weiblicher und männlicher Schüler und Studenten:

Jungen brauchen länger bis zur Einschulung –besonders in Hamburg, Sachsen und Hessen!
Gymnasialempfehlung: Jungen müssen auf dem Weg in das Gymnasium mehr leisten – in fast allen Bundesländern außer in Sachsen, Brandenburg, Bayern und Bremen!
Förder- und Sonderschulen: Jungen bundesweit aussortiert –
besonders im Saarland!
Die Hauptschule: eine Jungenschule? Besonders in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen!
Jungen mit schlechten Startchancen für den Beruf – überall und besonders in Brandenburg und Sachsen-Anhalt!
Schulbesuch ohne Abschluss: ein Jungenschicksal – in allen, besonders in den neuen Bundesländern!
Das Übergangssystem: ein "Exil" für Jungen – überall, allen voran die neuen Bundesländer, Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Berlin!
Der Weg auf das Gymnasium: versperrt für viele Jungen –
in Berlin und den neuen Bundesländern außer Sachsen!
Mädchen auf der Überholspur zum Abitur – besonders in den neuen Bundesländern!

Mehr:
Aktionsrat Bildung: Jahresgutachten 2009: "Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem". pdf., 188 S., 5,3 MB, 5.3.2009
Dokumentation 2009: "Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem - die Bundesländer im Vergleich", pdf., 32 S., 4 MB, 20.2.2009
Der gute Schüler ist weiblich

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