
Nach einer beinahe ausnahmslos schlecht übersetzten Randbemerkung des US-Ökonomen und Nobelpreisträgers Paul Krugmann soll Österreich wegen der Ostkredite österreichischer Banken vor einer möglichen Staatspleite stehen. Im Blog "die ökonomische Nackenstütze" wird erfreulich scharfsinnig dieser Unsinn widerlegt (Ist Österreich ein Pleitekandidat?) wobei man sich den Schlusssatz auf der Zunge zergehen lassen darf:
"Wenn diese Situation eintreten sollte, muss ein Plan da sein. Dass man nichts davon hört kann gut oder schlecht sein. Aber irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass die schlechte Einschätzung Österreichs nicht nur mit den Österreichischen Banken, sondern auch mit der Problemlösungsfähigkeit der Bundesregierung zusammenhängen könnte. "
Es ist aber nicht nur die "Problemlösungsfähigkeit der Bundesregierung", es ist die Problemlösungsfähigkeit der politischen Akteure Österreichs insgesamt. Zwar haben sie mit der Finanzkrise wieder ein Stück politische Macht - die zuletzt nur noch bei der Ökonomie gelegen schien - zurückgewonnen. Man erwehrt sich allerdings nicht des Eindruckes, dass man diese Möglichkeit nur ungern in die Hand nimmt. Das tägliche oppositonelle Gezetter von neuen Konjunkturpaketen, von esoterischen oder antiökonomischen, ja scheinradikalen Konzepten schlechthin, bestätigt diesen Befund tagtäglich. Und so dient die Finanzkrise als Tarnmantel für die eigene Unbeweglichkeit, Plan- und Fantasielosigkeit der politischen Elite dieses Landes.
Das Geschwafel von der Entlastung der Arbeit, Besteuerung der Ressourcen und Vermögen ist nicht mehr auszuhalten. Besonders Letzteres mag zwar ein durchaus legitimes Anliegen der Gerechtigkeit sein, eine wirtschaftspolitische Antwort auf die Krise ist es gerade jetzt nicht.
Da hat der Wähler vernünftiger entschieden als ihm im Allgemein unterstellt wird, wenn er diese Politiker auch in die Opposition geschickt hat.
Die wirtschaftliche Krise hat aber auch andere Gesichter. So haben die im Herbst 2008 von der OECD veröffentlichten Zahlen "Bildung auf einen Blick" Aufsehen erregt, weil sie Deutschland ein schlechtes Zeugnis bei der Akademikerausbildung ausstellten. In Österreich ist dies nur marginal und nie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geklärt worden. Nun setzen sich die deutschen zur Wehr und stellen eigene Berechnungen an, die in der neuesten Ausgabe der BIBB-Fachzeitschrift "Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis - BWP", Heft 2/2009 veröffentlicht.
Dort findet sich eine erstaunliche Nachricht für Österreich (in der oben abgebildeten Tabelle versteckt - zum Vergrößern anklicken). Österreich hat - mit anderen "Entwicklungsländern" zusammen mehr Beschäftigte im Akademikerbereich als Akademiker. Nicht einmal auf die Türkei trifft dieser Sachverhalt zu. Wenn man sich dann noch die Akademiker- und Maturantenzahlen Vorarlbergs dazu unter die Lupe nimmt, dann werden die auch ohne die Finanzkrise auf Vorarlberg zugekommenen ökonomischen Probleme verständlich:
1. Vorarlberg hat die schlechtesten Bauerneinkommen
2. Vorarlberg hat die niedrigsten Pensionen
3. Vorarlberg hat die schlechtesten Löhne
4. Vorarlberg hat am wenigsten Humankapital
5. Vorarlberg hat am meisten Sonderschüler
6. Vorarlberg hat am meisten Durchfaller bei der Lehrabschlussprüfung
7. Vorarlberg hat am wenigsten Maturanten und Akademiker
8. Vorarlberg hat die schlechtesten Betriebsgründungszahlen
9. Vorarlberg hat am meisten unqualifizierte Arbeitnehmer
10. Vorarlbergs Bürgermeister verdienen am meisten!
11. Vorarlbergs Frauen verdienen am wenigsten!
12. Vorarlbergs Kulturförderung im Sinkflug
13. Vorarlbergs Sozialhilfeempfänger innert 3 Jahren verdoppelt!
14. Geringster Beschäftigtenzuwachs in Vorarlberg
15. Vorarlberg am höchsten mit spekulativen Fremdwährungskrediten verschuldet.
16. Vorarlbergs Bauern am höchsten verschuldet
17. Bildungspolitik: Vorarlberg ist Österreichs Schlusslicht
Aber, darüber redet niemand in diesem Lande - nicht in der Wirtschaftspolitik und auch nicht "nur" in der Bildungspolitik, schon gar nicht im Vorarlberger Landtag. Ganz im Gegenteil: Man versucht die aktuelle Bildungsreform und die mit Argumenten nicht mehr zu verhindernde Neue Mittelschule mit Standespolitik und Standespolitikern zu verhindern. Und da versammelt sich alles was konservativ ist: Die grünen "Bildungsgewerkschafter" bis zur offen reaktionären Schülerunion.
Das verspricht keine rosige (wirtschaftliche) Zukunft für Vorarlberg.
Mehr:
Ist Österreich ein Pleitekandidat?
Artikel in der Ausgabe 2/2009 der "Zeitschrift Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis"
Nobelpreis für Amerikas linken Ökonomen
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